BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Starnberg

"Die Rückkehr der Namen"

12.04.24 – von Verena Machnik –

Gestern fand das vom BR initiierte und unter der Schirmherrschaft von Landtagspräsidentin Ilse Aigner stehende Projekt „Die Rückkehr der Namen“ seinen Höhepunkt in München. 1.000 Personen übernahmen in den vergangenen Monaten eine Patenschaft für Opfer des NS-Terrorregimes, und widmeten sich intensiv je einem Menschen, dessen Leben von den Nazis ausgelöscht wurde. Am Donnerstag standen diese Patinnen und Paten dann mit personalisierten Informationstafeln vor den ehemaligen Wohn- oder Geburtshäusern der Opfer und erzählten Bürgerinnen und Bürgern die Geschichten der jeweiligen Person. Ihren Abschluss fand die würdevolle Veranstaltung mit einem gemeinsamen Gedenkmarsch vom Königsplatz zum Odeonsplatz und einer anschließenden Kundgebung, an der unter anderem Ilse AignerDieter Reiter und Dr. Charlotte Knobloch teilnahmen.

 

Auch Verena Machnik, Kreissprecherin der Starnberger Grünen und Bezirksrätin Martina Neubauer übernahmen eine Patenschaft, beide für Opfer der ‚Euthanasie‘-Morde, die wegen einer psychischen Erkrankung in der damaligen, so genannten Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar untergebracht waren.

Martina Neubauer mit ihrem Schild in der Hand

Martina Neubauer zeigt sich sehr berührt vom Schicksal ihres ‚Patenkindes‘ Benno Krieger, der nur 29 Jahre alt wurde und dessen Krankenakte sie im Archiv des Bezirks Oberbayern lesen konnte:

Benno Krieger lebte in München mit seinen Eltern und Geschwistern in der Von-der-Tann-Straße, mitten in der Stadt lebte. Er war Drogist und über den Besuch einer Missionsschule wollte er sich zum Pfarrer ausbilden lassen. Er wurde nach einer psychischen Erkrankung im Jahr 1935 über das Schwabinger Krankenhaus nach Eglfing-Haar eingewiesen. In einem Brief an seine Eltern schrieb er: ‚Ich will heraus. Keinen Tag bei Leuten bleiben, die es mit Menschen nicht genau nehmen und nur meine Gesundheit ruinieren wollen.‘  Am 1. Juli 1943 starb Benno Krieger an Lungentuberkulose, die Folgen einer gezielten Vernachlässigung.“

 

Ebenfalls sehr bewegt erzählt Verena Machnik erzählt von ihrer Patenschaft für Heinrich Emmerling:

Verena Machnik mit ihrem Schild in der Hand

Heinrich Emmerling – von seiner Familie Heiner genannt - war ein exzellenter Schüler und kam zum Geographie-Studium nach München. Nachdem er 1935 in einer Vorlesung mit dem Ausruf ‚Alles ist falsch!‘ seinen Atlas auf den Tisch geworfen hatte, wurde er zunächst in die Universitätsnervenklinik gebracht und dann nach Eglfing-Haar eingewiesen. Ein Jahr später schrieb er in einem Brief: ‚Es ist quälend, sich in einem Mittelding von Gefängnis, Konzentrationslager, Arbeitsdienst und Irrenanstalt = Heilanstalt auf nicht vorauszusehende Dauer zu befinden.‘ Heinrich wurde im Februar 1943 nach acht Jahren an diesem menschenunwürdigen Ort ins so genannte ‚Hungerhaus‘ für die Männer verlegt, wo er - wie von der Anstaltsleitung makaber präzise dokumentiert - auf 42 Kilo abmagerte. Seine quälend lange Ermordung dauerte bis zum 11. Juni 1943. Er wurde 30 Jahre alt.“

 

Die beiden Patinnen aus Starnberg zeigten sich tief erschüttert über die Schicksale, mit denen sie sich durch die von der Landeshauptstadt München unterstützte Aktion befassen durften – und sind gleichzeitig sehr dankbar für das Erinnerungsprojekt, mit dem der Bayerischen Rundfunk nachhaltig ein Zeichen für Demokratie und Toleranz setzt. 

So sagt die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im oberbayerischen Bezirkstag Martina Neubauer: „Erinnern und gemeinsam Zukunft gestalten, auf dem Fundament unseres Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung, dafür setze ich mich gerne ein!" Kreissprecherin Verena Machnik fügt hinzu: „1.000 Menschen, die von den Nazis aufgrund ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Widerstandskraft oder einfach nur ihrer ‚nicht ausreichenden Leistungsfähigkeit‘ auf grausamste Arten und Weisen entmenschlicht und ermordet wurden, sind von namenlosen Zahlen wieder zu Menschen geworden – und es wurde erneut aus der Gesellschaft heraus das wichtige Zeichen gesetzt, dass ‚Nie wieder‘ keine leere Floskel ist.“

 

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Copyright Fotos:

„Neubauer_Krieger“: Peter Klinder

„Machnik_Emmerling“: Dr. Florian Hönicke

„Grüne Oberbayern“: unbekannt (Passantin); von links: Verena Machnik, Peter Klinder, Martina Neubauer, Martin Wagner, Dr. Frauke Schwaiblmair

„Odeonsplatz“: Verena Machnik

Kategorie

Allgemein | Asyl & Geflüchtete

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