Das Manifest für den Wald (Bundesbürgerinitiative Waldschutz)

Die Entwicklung in den deutschen Wäldern ist besorgniserregend. Diese Entwicklung wird derzeit geprägt von einer unter dem Deckmantel „Nachhaltigkeit“ massiv zunehmenden Industrialisierung unserer öffentlichen Wälder. Deren gesellschaftliche Bedeutung als Erholungsort für Körper, Geist und Seele, als Lern- und Erfahrungsort wird in diesem fatalen Entwicklungsprozess vollkommen ausgeblendet. Forst- und Holzkonzerne geben die Marschrichtung vor. Die Treuhänder der öffentlichen Wälder sind zu Erfüllungsgehilfen kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen geworden. Das kann so nicht weitergehen! Wir Bürger wollen in Sachen Wald endlich mitreden und mitentscheiden. 

 

Bei der Umsetzung der international verankerten Verpflichtung, die Deutschland speziell zur Sicherung der biologischen Vielfalt eingegangen ist, spielt der Wald als unser größtes naturnahes Land-Ökosystem eine Schlüsselrolle. Wälder sind wichtige Faktoren im Kampf gegen den globalen Artenschwund und Klimawandel, außerdem unverzichtbar für den Grundwasserschutz und die Naherholung. Wir sind daher aufgefordert, den Wald primär als Lebensraum zu schützen sowie äußerst sorgsam und respektvoll mit ihm umzugehen. 

 

Von einer umwelt- und naturgerechten, ökologisch nachhaltigen Nutzung unserer Wälder sind wir weit entfernt. Infolgedessen sind unsere Wälder arm an Baumarten, an Totholz sowie an Alt- und Biotopbäumen. Ihr natürlicher Stockwerk- und Altersaufbau ist künstlich reduziert, ihre Böden sind stark verändert, durch Schadstoffe belastet, durch Stickstoffeinträge überdüngt und mehrfach verdichtet. Insbesondere die Bodenverdichtung unter einem zu dichten Rückegassennetz führt zur Zerschneidung von Lebensbeziehungen und wirkt sich negativ auf Waldvitalität und Biodiversität aus. 

 

Der Nutzungsdruck hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen und er wird weiter steigen. Der Verteilungskampf um den nachwachsenden Rohstoff Holz hat längst auch in unseren heimischen Wäldern begonnen, ablesbar an den stetig steigenden Holzeinschlagmengen. Wir verbrauchen jährlich weit mehr Holz als unsere Wälder liefern können und verstoßen allein schon dadurch laufend gegen das Nachhaltigkeitsprinzip. Gleichzeitig nimmt die gesellschaftliche Bedeutung unserer Wälder als Naturraum, Gen-Pool für Pflanzen, Tiere und Pilze, als Erholungsort und Kohlenstoffsenke zu. Diese wichtigen Gemeinwohlfunktionen stehen derzeit hinter der ökonomischen Nutzung weit zurück.