Artenvielfalt kann vor Krankheiten schützen

 

 

Auf den ersten Blick scheint die Logik seltsam: Je mehr Arten in einem Teich leben, um so weniger Tiere werden von einem Parasiten besiedelt. Am Ende soll diese Erkenntnis auch dem Menschen helfen.

Eine große Artenvielfalt in Ökosystemen schützt laut einer Studie vor Krankheiten. Das haben US-Forscher an Teichen mit Amphibien festgestellt. Lebten in den Gewässern mehrere Amphibienarten, so wurden deutlich weniger Tiere von einem Parasiten befallen. Das berichten Biologen um Pieter Johnson von der University of Colorado in Boulder im Fachblatt „Nature“. Vermutlich profitiere auch der Mensch von einer hohen Biodiversität.

Um den Zusammenhang zwischen Artenvielfalt und Infektionskrankheiten zu prüfen, konzentrierten sich die Forscher auf eine Amphibienerkrankung, die durch den parasitären Saugwurm Ribeiroia ondatrae verursacht wird. Der Wurm infiziert zunächst Schnecken als Zwischenwirte, die die Parasiten in großer Zahl ausscheiden. Diese befallen dann Kaulquappen und Larven von Amphibien – mit der Folge, dass Frösche, Kröten oder Salamander später überzählige und deformierte Gliedmaßen entwickeln.

Die Forscher untersuchten 345 kleinere Teiche in Kalifornien. Sie erfassten, welche Arten von Amphibien in einem Teich lebten, wie viele davon Deformationen hatten und wie viele Schnecken mit dem Parasiten infiziert waren. Resultat: In Teichen mit sechs verschiedenen Amphibienarten war die Zahl der fehlgebildeten Amphibien um mehr als die Hälfte geringer als in Gewässern mit nur einer Art. Die Übertragungsrate des Parasiten sank um fast 80 Prozent.

Parasiten-Übertragung reziprok zur Artenzahl

Dies hänge mit der Anfälligkeit der einzelnen Arten für die Parasiten zusammen, erläutern die Wissenschaftler. Generell sei die erste Art in einem Ökosystem besonders anfällig für Infektionen. Hinzukommende Spezies infizieren sich demnach weniger leicht.

Dies führe in artenreichen Systemen zu einer Art Verdünnungseffekt: Die Parasiten treffen mit höherer Wahrscheinlichkeit auf resistente oder weniger empfindliche Amphibien. Dies bremse die Übertragung. Die Forscher bestätigten ihre Ergebnisse in Laborexperimenten und Freilandversuchen.

Das Resultat lasse sich wohl auch auf Menschen übertragen, vermuten sie. “Wie Artenvielfalt das Risiko für Infektionskrankheiten bei Menschen und Tieren beeinflusst, wird zu einer zunehmend wichtigen Frage”, sagte Johnson laut einer Mitteilung seines Institutes. “Unseren Resultaten zufolge verringert eine größere Vielfalt den Erfolg von Erregern, zwischen Wirten zu wechseln.”

– Quelle: Welt der Wissenschaft - 16.02.2013